Frank Hadel                      


Gedankenspiele - Was ist ein Modell eigentlich wert?...

(c) www.hadel.net

Ein Besucher unserer Seiten schrieb mir eine Mail, in der er mir anbot, meinen selbstgebauten AMG CLK-GTR Roadster zu kaufen. Es folgten Mails mit äußerst interessanten Gedanken zum Wert unserer geliebten Miniaturen und es zeigte sich, dass es viele Perspektiven zur Wertbestimmung eines Modells gibt! Mit seiner Erlaubnis möchte ich diese vielfältigen Ansichten hier einmal vorstellen...


Hallo Frank,

schönen Dank für Deine schnelle Antwort auf meine Anfrage, mir den AMG CLK-GTR Roadster zu verkaufen. Deine Internetseite ist gut aufgebaut, und es würde mich wundern wenn ich wirklich der Erste bin, der nach diesem Modell fragt.

Der Preis für so ein Modell ist natürlich nur sehr schwer einzuschätzen. Hierbei ist sehr viel Idealismus und zum Teil auch Herzblut mit im Spiel.

Grundsätzlich gibt es hier erstmal die beiden Parteien Verkäufer und Käufer.

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Die Erstere kann ich nicht beurteilen.

Da musst Du selbst wissen was Dir dieses Modell wert ist.

Es gibt Modellbauer denen nur das Gestalten und Fertigen eines Modells einen Reiz gibt. Am fertigen Modell liegt ihnen nichts.

Aber natürlich auch umgekehrt.

Bei der Zweiten wird es schon komplizierter.

Hier gibt´s zunächst mal die Sammler aus der "WIK***-OVP-noch-nie-aus-der-Verpackung-herausgenommen"-Fraktion.

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Ganz extrem empfinde ich auch oft die Preisstellung für Modellautos mit und ohne OVP: Da sind manchmal 5,- bis 15,- € Preisunterschiede für exakt die gleichen Modellautos mit bzw. ohne Verpackung.

Was sammeln diese Leute eigentlich?
Modellautos oder Papp- u. Plastikschachteln?

Für diese und ähnlich gestrickte Sammler ist so ein selbstgebautes Modell eine glatte Null-Nummer.

Das führt zu teilweise sehr skurrilen Situationen: Ich habe schon zwei handwerklich gut gefertigte Umbauten aus einer 1,- € "Grabbelkiste" herausgesucht und zum anderen werden teilweise grottenschlechte WIK***-Modelle aus den 60er u. 70er Jahren für horrendes Geld entsprechend dem "Gelben Katalog" gehandelt. Wenn diese dann auch wirklich so selten zu bekommen wären, würde ich ja noch nicht einmal etwas sagen. Aber manche von diesen ach so seltenen, hoch gepriesenen Exemplaren gibt es gleich zu Hauf an fast jedem Stand einer Modellauto-Börse zu kaufen. Jeder halbwegs vernünftig aufgebrachte Farbtupfen würde, in meinen Augen, diese Modelle nur aufwerten. Aber für diese Sammler ist das der reinste Frevel. Dies ist auch einer der Gründe warum sich Modellauto-Umbauten nicht als Wertanlage eignen.

Die nächste Fraktion, auf der anderen Seite der Skala, sind dann diejenigen, die solch ein Fahrzeug im Original besitzen und darüber hinaus auch noch ihr Schätzchen als Modell auf dem Schreibtisch stehen haben möchten.

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Wer ca. 1,5 Mio. € für ein Auto ausgeben kann, wird sicher auch bereit sein 5.000,- € und mehr für ein entspr. Modell zu bezahlen. (Wobei man hierzu anmerken muß, das es dieses Modell auch in anderen, größeren Maßstäben für Preise so zwischen ca. 40,- und 100,- € zu kaufen gibt. So ein größeres Modell macht auf dem Schreibtisch auch viel mehr her. Und darüberhinaus kann man, wenn keiner guckt smilie, sogar noch damit spielen.

Ich, als normal verdienender Mensch mit Familie, gehöre dieser Klientel jedoch nicht an.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es dann noch die an diesem Modell interessierten Sammler, die sich zum Beispiel auf eine bestimmte Automarke fixiert haben (wie ich) oder nur Super-Sportwagen-Modelle sammeln oder einfach nur schöne Modelle aller Kategorien und Maßstäben sammeln usw...

Auch diese Gruppe müsste man wieder in zwei Lager teilen: Zum einen diejenigen, die selber nicht Modellautos umgestalten können oder wollen (aus welche Gründen auch immer, z.B. mangelnde Zeit oder Geschick) und auch niemanden kennen der ihnen dabei hilft. Und diejenigen, die selbst Modellautos umgestalten oder Leute kennen die ihnen dabei helfen.

Die Ersteren müssten dann, je nach Geldbeutel und Angebot, eben mehr oder weniger für solch ein Modell bezahlen. Die andere Gruppe kann sich überlegen, ob und wie hoch sie einen angebotenen Preis für ein Modell akzeptiert bzw. zu bezahlen bereit ist. Zu dieser Gruppe gehöre ich.

Also gehen wir das Ganze mal pragmatisch an:
Der eigentliche Materialwert ist doch eher übersichtlich: Hier werden zunächst mal zwei Modellautos der Fa. MGM (CLK-GTR Sport- u. Streetversion) als Basismodell und als "Opferlamm" (für z. B. die Aussenspiegel o. ä.) benötigt. Darüberhinaus auch noch (wenn´s denn sein muß) ein weiteres Modell für die Sitze.

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Die MGM-Modelle werden so zwischen 8,- und 16,- € im e-Bay gehandelt. Für das Spendermodell der Sitze, den Ferrari F50 von Euromodell, rechne ich mal großzügige 8,- €.

Über Spachtelmasse, Kleber, Farbe und den einen oder anderen abgebrochenen Bohrer rede ich gar nicht erst. Macht als Materialkosten eine max. Summe von hoch gerechnet ca. 40,- €.


Aber jetzt kommt´s: die Arbeitszeit!
Du hast geschrieben, dass Du ca. zwei Jahre für dieses Modell benötigt hast!? Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht wirklich zwei Jahre lang jeden Tag an diesem Modell gearbeitet hast.

Bei mir ist es teilweise so, dass ich von der ersten Idee ein bestimmtes Modell zu bauen erst mal eine gewisse Zeit benötige bis sich die Form, die Einzelteile und die Farben in meinem Kopf manifestiert haben. Hier muß man auch passende Modelle als Spender für div. Einzelteile suchen (da kann in der Tat schon mal ein Jahr in´s Land gehen). Diese Zeit betrachte ich aber nicht als Arbeitszeit.

Das Gestalten und wieder Umgestalten im Kopf vorab empfinde ich eher als schöne Entspannung, weil hier noch alles erlaubt und möglich ist. Darüber hinaus wird natürlich auch noch eine gewisse Zeit zum Besorgen der Basismodelle und der übrigen Bauteile (zum Beispiel rar gewordene Ätzteile usw.) benötigt. Aber auch diese Zeit rechne ich nicht der eigentlichen Arbeitszeit zu. Diese beginnt für mich erst wenn ich den fertigen Plan im Kopf und alle dazu benötigten Teile zusammen auf dem Tisch liegen habe und begonnen wird, das Basismodell zu zerlegen.

Ich habe schon ca. 120 Modellauto-Umbauten im Maßstab 1:87 aus einer Hand (ich sammle nur in diesem Maßstab). Darüber hinaus noch 5 von anderen Modellbauern gefertigte Umbauten. Dein CLK-GTR wäre dann die Nr. 6. Davon sind ca. je ein Drittel komplette Umbauten, teilweise Umbauten und nur "angehübschte" Modelle (durch ein bißchen Farbe gesupert, o. ä.).

Bei den Total-Umbauten liegt der Zeitaufwand so zwischen 25 und 50 Stunden reiner Arbeitszeit. Wobei eines meiner Modelle, als absolute Ausnahme, sogar ca. 130 Std. gedauert hat!

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Nach meiner Einschätzung liegt der Zeitaufwand für den CLK-GTR Roadster so ca. zwischen 30-40 Stunden. Hier kommt es natürlich auch auf die Fingerfertigkeit und das zur Verfügung stehende Werkzeug an.

Der eigentliche Knackpunkt bei diesem Modell besteht meines Erachtens in der absolut spiegelbildlichen Modellierung der beiden "Höcker" hinten, oberhalb des Motorraumes.

Nun zum Stundenlohn:
Diese Modellbau-Arbeiten sind und bleiben in meinen Augen Hobby! Also kann man auch nicht den Stundensatz eines Klempners, einer Autowerkstatt oder gar eines Zahnarztes zu Grunde legen. Damit wäre dieses Modellauto bei angenommenen 30 Stunden Arbeitszeit auch schon unbezahlbar für mich.

Ein Bekannter von mir fertigt für zwei sehr bekannte Modell-Austellungen Modelle an. Dies macht er als Rentner mehr oder weniger nur nebenbei aus Spaß an der Freude. Er bekommt 7,50 €/Std. dafür. Dieser Stundensatz steht aber nur auf dem Papier. Der benötigte Zeitaufwand für die Modelle ist immer deutlich höher als der ausgehandelte, so das der eigentliche Stundensatz deutlich niedriger (eher bei 4,- €) liegt.

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Nimmt man das Vorgesagte mal als Basis, so würde ich den Wert dieses Modells für mich mit (35 Std. x 6,- €/Std.) + 40,- € Materialkosten auf ca. 250,- € bewerten.
Dies wäre dann auch der Preis, den ich bereit wäre für dieses Modell zu bezahlen.

Es bleibt, bei aller Liebe und Schönheit dieses Modells, ja doch ein kleines, vergängliches Modellauto aus Plastik im Maßstab 1:87. Und umgerechnet 500,- DM (ich kann´s nicht lassen umzurechnen) sind dafür auch eine Menge Geld, zumindest für mich.

Wie gesagt, dies ist alles nur relativ und sagt nichts über den wahren bzw. ideelen Wert dieses Modells aus. Den hat jeder für sich im Kopf.

Ich habe viel geschrieben. Du wolltest sicher nur eine Zahl hören. Aber ich wollte Dir gerne meinen Standpunkt zur Bewertung dieses Modelles erläutern. Wenn ich einfach nur 250,- € zurückgeschrieben hätte, würdest Du das vielleicht nur als gewürfelte, nach oben offene Verhandlungsbasis oder, im schlimmsten Fall, als Beleidigung auffassen.

Genug der Worte meinerseits. Jetzt bist Du dran.

Gruß

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Auszüge aus meiner Antwort:

Hallo,
[...]

Ums kurz zu machen... ich verkaufe nicht. Aber ein paar Erklärungen möchte ich Dir dazu geben:

Deine angebotenen 250 € sind schon richtiges Geld! Viele Leute die anfragen, bieten mir 30 oder 50 € ... Die haben dann auch rein gar nichts kapiert, finde ich... Bei Dir sieht das schon anders aus. Wem dieses Modell 250 € wert ist, der würdigt die Leistung und den Aufwand, der da drinsteckt. Gerade dieses Modell sehe ich als echte Leistung, zumindest hat sich meines Wissens bisher noch niemand sonst daran gewagt...

Die 2 Jahre Bauzeit sind sicherlich nicht täglich gemeint, sondern vom "1. Spatenstich" bis zum fertigen Modell. Dazwischen gab es viel Arbeit, Phasen der Planung und Grübelei, Tests, Versuche und viele Fehlschläge... und lange Phasen der Verzweiflung, Mutlosigkeit oder schlichtweg leider Zeitmangel... Aber all das gehört dazu und macht dann für mich den ganz persönlichen Wert aus, den mir auch niemand mit Geld bezahlen kann.

Dazu kommt, dass das Vorbild mit 5 Exemplaren zu den seltensten Pkw der Welt gehört und ich gemeinsam mit meinem Bruder die Gelegenheit hatte, das Original live zu sehen, zu fotografieren und zu vermessen. Auch das ist eine starke Erinnerung, die für mich unmittelbar mit diesem Nachbau verbunden ist...

Tschüss
Frank

...Weitere eMails gingen danach noch hin und her...


Diese Gedankengänge zeigen also, wie vielschichtig dieses Thema doch ist. Der Wert eines Modells hängt sehr stark vom jeweiligen Standpunkt ab. Ein Modellbauer bewertet ein Modell so, während ein Modellsammler ("Nie-aus-der-Packung-genommen") einen völlig anderen Blickwinkel haben kann.

Diese Ansichten sollen auch den Lesern bei der Preisfindung helfen, wenn sie selbst einmal ein Modell abgeben oder aufkaufen möchten.


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